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Newsletter, Mai 2024
 
Liebe Eichen- und Waldfreunde
 
Der Naturnahe Waldbau orientiert sich an den natürlichen Gegebenheiten wie Böden, Klima und Waldgesellschaften und nutzt natürliche Abläufe wie etwa Naturverjüngung und Selbstdifferenzierung. Natürliche Prozesse sollen genutzt werden, um Aufwand und Risiken zu vermindern. Die Begriffe «naturnah» und «Waldbau» drücken aus, dass es hier um die Suche nach der Balance zwischen der Befriedigung betrieblicher bzw. gesellschaftlicher Ansprüche sowie den von der Natur vorgegebenen Abläufe geht. Diese Gratwanderung ist für den Waldbauer immer mit besonderen Herausforderungen verbunden. Ganz besonders dann, wenn er sich der Eiche verschrieben hat; einer Baumart, die in weiten Teilen der Schweiz als Kulturrelikt gilt und auch heute noch kein «Selbstläufer» ist. Mit dem neuen proQuercus-Projekt der «Unterstützten Hähersaat» wird genau dieses Spannungsfeld angesprochen. Mit dem künstlichen Anstossen eines natürlichen Prozesses soll die Verbreitung der Eiche unterstützt werden. Wir haben in diesem Newsletter erste Informationen zu diesem Projekt zusammengestellt und hoffen, dass dieses auf Anklang stösst. 
 
 
 
 
Foto: Michel Muriset       
 
Der Vorstand von proQuercus freut sich darauf, sich zusammen mit allen Eichenfreunden, den Herausforderungen des naturnahen Eichenwaldbaues zu stellen.
 
Ihr proQuercus Vorstand
 

Inhalt
 
Aus dem Verein
> proQuercus Vereinsversammlung 2024 >
Der Eichelhäher - Waldbauer der Zukunft
> Projekt "Unterstützte Hähersaat" >
Wissenstransfer
> Kurs "Eichen im Weitverband" >
Biotische Gefärdungen
> Das akute Eichensterben >
Veranstaltungen
> Die Eiche in der Kunst - 70 Jahre Beat Breitestein >
> Oak Open Days - International Oak Society >
Publikationen
> Einfluss der Erntestrategie auf die genetische Vielfalt des Saatguts bei Eichen >
proQuercus Dienstleistungen
> Beratung >
> Präsentationsvorlagen >
> Fotomaterial >
 
Aus dem Verein
proQuercus Vereinsversammlung 2024
 
Die Vereinsversammlung von proQuercus findet dieses Jahr am Freitag, 28. Juni, in Valeyres-sous-Rances im Kanton Waadt statt. Ein abwechslungsreiches und interessantes Programm wurde vorbereitet. Für diejenigen, welche bereits am späten Nachmittag am Donnerstag anreisen, wurde ein Besuch in der Trüffelanlage in Bonvillars [Link] mit anschliessendem gemeinsamen Nachtessen organsiert.
 
Am Freitag wird morgens der Domaine du Manoir und die Küferei Sother in Valeyres-sous-Rances besucht [Link]. Die General-versammlung von proQuercus findet in diesem ausser-gewöhnlichen Rahmen statt und natürlich wird es anlässlich des Aperos/Lunch die Möglichkeit geben, Schweizer Wein zu degustieren, der in Barriques aus Schweizer Holz ausgebaut wurde. Die Fachexkursion wird nachmittags in die Wälder der Gemeinde Mathod führen. Dabei werden eine Fülle von Eichenthemen angesprochen: Absterbende Nebenbestände und die Zukunft der verbleibenden Eichen; Potenzial von Trauben- und Stieleichen auf lehmigen Böden; Einfluss waldbaulicher Eingriffe auf das Vorkommen des Mittelspechts; Perspektiven der Produktion von Qualitätsholz für die Küferei. Der Abschluss der Vereinsversammlung bildet die Verleihung der Auszeichnungen proQuercus 2024.
 
 
Die Küferei Sother produziert Eichenfässer aus Schweizer Eichenholz. Foto: Sother
 
Der Eichelhäher – Waldbauer der Zukunft
Projekt "Unterstützte Hähersaat" 
 
Der Eichelhäher ist zwar ein Allesfresser, der sich sowohl von Früchten und Samen als auch von Spinnen, Insekten, Raupen und sogar kleinen Nagetieren sowie Jungvögeln ernährt; dennoch gehören die Eicheln zu seiner Hauptspeise. Diese sind im Herbst besonders wichtig, weil sie auch der Anlage von Wintervorräten dienen.Ein einziger Eichelhäher versteckt dafür im Herbst bis zu 5000 Eicheln. Aufgrund seines ausgeprägten Erinnerungs-vermögens findet er die Verstecke später selbst unter einer Schneedecke wieder. Trotzdem bleiben bis zu 60 % der versteckten Eicheln ungenutzt, sodass im Frühling viele hunderte bis tausende Eichensämlinge keimen.
 
Das Projekt «Unterstützte Hähersaat» will den natürlichen Verjüngungsprozess durch den Eichelhäher nutzen und so einen Beitrag zur Erweiterung des Eichenvorkommens leisten. Bei fehlenden oder zu wenigen Samenbäumen wird dem Vogel in sogenannten Häherkästen ein künstliches Eichelangebot zur Verfügung gestellt. Ausgehend von diesen Depots transportiert und sät der Eichelhäher die Samen zu bzw. an den geeigneten Kleinstandorten. Aufgrund der „Qualitätssortierung“ der Eicheln durch den Eichelhäher, wachsen gesunde und vitale Eichen heran. Im Gegensatz zu den vom Menschen gepflanzten Eichen haben diese keinen Pflanzschock erlitten und verfügen über eine intakte Pfahlwurzel.
 
Forstbetriebe, welche daran interessiert sind, ein Hähersaat-Projekt zu realisieren, informieren sich auf der Website von proQuercus [Link]. Dort finden sich neben detaillierten Angaben zur Gestaltung dieser Projekte auch Angaben zur finanziellen Unterstützung, welche den Forstbetrieben angeboten wird.
 
 
 
Häherkasten auf einem hohen Stock am Rande einer Bestandeslücke, die durch Sturm und Trockenheit entstanden ist. Foto: P. Junod
Wissenstransfer
 
Eichenförderung setzt solide fachliche Kenntnisse voraus. proQuercus unterstützt den Wissesntransfer, welcher dem Thema Eiche gewidmet ist.

Kurs: Eichen im Weitverband 
 
21. November 2024
 
Thema. Eichen im Weitverband; Biodiversität, Naturverjüngung unter Schirm.

Stiel- und Traubeneiche sind wichtige Zukunftsbaumarten mit hoher wirtschaftlicher und ökologischer Bedeutung. Traditionell wurden Eichenbestände mit hohen Stammzahlen begründet, um gute Qualitäten zu erreichen. Aufgrund der hohen Kosten wurden die Pflanzabstände im Laufe der Zeit immer grösser. Am Beispiel von Pflanzungen im Weitverband (7 x 7m) im Kelleramt im KantonAargau zeigt sich, dass diese Eichen zwar grobastig, aber durchaus wipfelschäftig sind. Sie zeichnen sich durch einen sehr hohen Durchmesserzuwachs und vitale, grosse Kronen aus. Eigenschaften, welche in Zeiten des Klimawandels durchaus interessant sind.
  • Orte: Jonen (AG), Zufikon (AG)
  • Leitung: Peter Ammann (FWB-Lyss) und Urs Huber (Revierförster, Revier Kelleramt, AG)
  • Programm und weitere Informationen: Angaben folgen im Laufe des Sommers auf der Website von der Fachstelle Waldbau [Link] und proQuercus [Link] aufgeschaltet.
 
Foto: U. Huber  
 
Biotische Gefährdungen
Das akute Eichensterben
Pathogene Organismen können den Bäumen und dem Wald stark zusetzen. Der Klimawandel dürfte dabei die Verbreitung von potenziellen Schadorganismen begünstigen: direkt, weil Trockenheit und Wärme deren Entwicklung unterstützt und indirekt, weil diese auf geschwächte Baumvegetation treffen. Der Früherkennung von Krankheitssymptomen kommt hier besondere Bedeutung zu, um allfällige phytosanitärische Bekämpfungsmassnahmen einleiten zu können. Die Forstdienste und Waldschutz Schweiz (WSS) sind in dieser Situation besonders gefordert.
 
Verschiedene Beobachtungen aus der Praxis zeigen, dass auch die Eichen nicht vor biotischen Gefährdungen gefeit sind. Besonders heikel wird es, wenn gleichzeitig verschiedene Pathogene aktiv sind, wie dies beim akuten Eichensterben der Fall ist. Waldschutz Schweiz berichtet über ihre letzten Beobachtungen bezüglich dieser bakteriellen Komplexkrankheit. [Hier weiterlesen]
 
Schleimflussflecken an einer Eiche auf der Verdachtsfläche in Binningen, BL (Fotos IAP, Quelle Faktenblatt Akutes Eichensterben (AOD)
 
 
 
Veranstaltungen
Die Eiche in der Kunst
Ausstellung 70 Jahre Beat Breitenstein
 
In der Einschränkung liegt die Freiheit“. Dies ist eines der Leitmotive von Beat Breitenstein, freischaffender Bildhauer, dessen Werke ausschliesslich aus Eichenmaterialien und dabei vor allem aus Holz bestehen. Er ist überzeugt, dass die intensive Beschäftigung und Fokussierung auf ein Material Welten eröffnen, welche sonst nur schwer zu erschliessen sind.
Der Künstler lebt und wohnt seit 1996 in Ins (BE), wo er sein Atelier betreibt. Anlässlich seines 70sten Geburtstages führt eine Retrospektive durch sein 40-jähriges Schaffen. Die Ausstellung wird in der Galerie Mollow in Riehen (BS) präsentiert.
 
70 Jahre Beat Breitenstein. Eiche: Skulpturen, Modelle, Reliefs. Dauer: 12. Mai bis 23 Juni 2024. Gallerie Mollow, Gartengasse 10, 4125 Riehen (BL)
 
Weitere Angaben zu den Arbeiten von Beat Breitenstein
 
 
 
 
Foto: B. Breitenstein  
 
Oak Open Days - International Oak Society
 
Seit 1992 bringt die International Oak Society (IOS) Eichenliebhaber aus der ganzen Welt zusammen. Entstanden aus dem gemeinsamen Wunsch, Eichen-Saatgut auszutauschen, hat sich die IOS seit den 1980er Jahren in viele Richtungen entwickelt. Die Ziele von IOS sind heute: die Erforschung, nachhaltige Bewirtschaftung, Erhaltung, Wertschätzung und Verbreitung von Wissen über die Gattung Quercus und ihre Ökosysteme. In diesem Zusammenhang organisiert IOS sogenannte Open Days («Tage der offenen Tür») an denen die weite Welt der Eichen vorgestellt wird. Anlässlich von Studienreisen werden Botanische Gärten und Arboreten auf der Ganzen Welt besucht, um vielfältigste Eichensammlungen kennenzulernen. 2024 werden zwei Veranstaltungen in Europa angeboten.
  • French Oak Open Days. 08.06 – 11.06.2024.
    Vier phänomenale Eichensammlungen in ebenso vielen Tagen bei einem Ausflug in den Südwesten Frankreichs (plus einem optionalen Abstecher in den Nordosten Spaniens). Details zur Veranstaltung und Anmeldung auf der Website von IOS [Link].
  • UK Oak Open Days.15.06. – 17.06.2024.
    Die Ausgabe 2024 der Oak Open Days im Vereinigten Königreich wird herausragende Eichensammlungen und den Besuch alter Eichen vereinen. Details zur Veranstaltung und Anmeldung auf der Website von IOS [Link].  
Abbildungen. Oben: Botanischer Garten von Iturraran im Pagoeta Naturpark (Bild: IOS). Unten: The Savill Garden (Bild: The Crown Estate) 
 

 
 
 
 
 
 
Publikationen
Einfluss der Erntestrategie auf die genetische Vielfalt des Saatguts bei Eichen
 
Haldemann C. et al. 2024: Einfluss der Erntestrategie auf die genetische Vielfalt des Saatguts bei Eichen.
Schweiz Z Forstwes 175 (2024) 3: 116–123]
Genetische Vielfalt ist Grundvoraussetzung dafür, dass sich Arten an sich ändernde Umweltbedingungen wie den Klimawandel anpassen und gegenüber extremen Umweltereignissen resilient sind. Bei der künstlichen Verjüngung zukunftsfähiger Baumbestände sollte deshalb genetisch vielfältiges Vermehrungsgut (Saat- und Pflanzgut) verwendet werden. Mit molekulargenetischen Analysen von 216 (potenziellen) Mutterbäumen und 1037 Eicheln wurde in je einem Samenerntebestand für Stiel- und Traubeneiche untersucht, wie sich die Samenerntestrategie auf die neutrale, nicht fitness-relevante genetische Vielfalt des Saatguts auswirkt. Unsere Resultate zeigen, dass die genetische Vielfalt des Saatguts vor allem von der Anzahl Mutterbäume und Eicheln pro Mutterbaum abhängt. …
 
 
 
Foto: Chr. Rellstab  
 
proQuercus Dienstleistungen 
Beratung 
  • proQuercus stellt einen kostenlosen Beratungsdienst für Fragen zur Eichenwaldwirtschaft zur Verfügung. Wir vermitteln Experten, welche Sie - wenn nötig auch vor Ort - zu Fragen des Eichenwaldbaus, der Biodiversität etc. beraten. Nehmen Sie mit den zuständigen Personen bei proQuercus Kontakt auf - schildern Sie uns Ihr Problem! Wir vermitteln Ihnen die Kontakte zu den geeigneten Fachexperten. [Hier weiterlesen]
Präsentationsvorlagen 
  • In Lehre, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit werden oft Vorträge und Präsentationen zum Thema Eiche nachgefragt. Um das Rad nicht immer wieder neu erfinden zu müssen, hat proQuercus Präsentationsvorlagen zu verschiedenen Eichenthemen zusammengestellt. Diese stehen Interessenten kostenlos zur Verfügung. [Hier weiterlesen]
Fotomaterial
  • Fotomaterial zur Illustrierung von Broschüre, Vorträgen, Kursunterlagen? Immer wieder gelangen Anfragen bezüglich Fotomaterial an proQuercus. Wir haben uns deshalb entschlossen, unser Angebot zu erweitern und neu zu ordnen. Unter diesem Link finden Sie nun Photos zu verschiedenen Themen zur freien Verwendung.

    Haben Sie selber, aussagekräftige Bilder zu Eichenthemen? Gerne nehmen wir diese in unsere Bilddatenbank auf. Bilder senden an: info@proquercus.ch
 
 
proQuercus, www.proquercus.ch