Flash News Nr. 20/2015 vom 05. Juni 2015

Corporate Health Convention 2015 zog 2.388 Besucher an
 
Kommunikation, Partizipation und Digitalisierung: Gesundheitsförderung alltagstauglich machen
 
Klappern gehört zum Handwerk – auch in Sachen Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Sollen Angebote zünden, müssen Mitarbeiter, Vorgesetzte und Geschäftsführung mit ins Boot. Neben der gezielten Kommunikation nach innen und außen erleichtern digitale Programme und spielerische Elemente die Mobilmachung der Belegschaft, wie die Corporate Health Convention 2015 am 19. und 20. Mai in der Messe Stuttgart zeigte: 146 Aussteller demonstrierten innovative Produkte, Dienstleistungen und Konzepte für eine gesündere Arbeitswelt, 2.388 Besucher ließen sich von dem vielfältigen Angebot und Programm inspirieren.
 
„Das kennen Sie als Gesundheitsmanager sicher auch: Sie wissen, was es alles in ihrem Unternehmen gibt, andere aber nicht“, unterstrich Annette Grötzinger den hohen Stellenwert der Kommunikation. In ihrem Keynote-Vortrag zum Thema gesunde Führung empfahl die Konzernexpertin Arbeits- und Organisationspsychologie des Energieversorgers EnBW, Mitarbeiter zu befragen und zu beteiligen. Die Beschäftigten in ihrem Unternehmen hätten sich insbesondere eine gesunde Regelung für die neuen mobilen Arbeitsformen gewünscht – nicht über Einschränkungen und Verbote, sondern durch die Sensibilisierung der Führungskräfte für Regenerationszeiten. 
 
Burnout-Schicksale erzeugen „konstruktive Betroffenheit“ 
Wissenschaftliche Studien belegten den großen Einfluss der Führung auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter, so Grötzinger. Diese nachgewiesene Korrelation habe ihr Unternehmen darin bestärkt, eine besondere Führungskultur zu entwickeln. Durch anonymisierte Erfahrungsberichte von Managern mit Burnout, die bei einer Führungskräftetagung verlesen wurden, sei eine „konstruktive Betroffenheit“ entstanden. „Es war damals mucksmäuschenstill im Raum.“ Neben gezielter Ansprache und Partizipation der Zielgruppen und der Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse sei die laufende Weiterentwicklung ein Erfolgsfaktor im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, betonte die Expertin.
 
take care!, Ça va?, Jump: Labels erleichtern die Vermarktung 
„BGM hat kein Ende und keinen Anfang, sondern ist immer an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen“, konstatierte Andreas Nagel von der Nassauischen Sparkasse. Als einer von sieben Referenten, die im neuen Programmformat BGM-Praxisblock ihr erfolgreiches Konzept in Kurzvorträgen auf den Punkt brachten, stellte er das Gesundheitsmanagement des Geldinstituts vor. Unter der Leitlinie „Hilfe zur Selbsthilfe“ verfolge das Konzept konsequent den Gedanken der Achtsamkeit. Die dafür verwendete „Inhouse-Marke Jump“ vereinfache die Kommunikation, erklärte Nagel. Auch andere Vorzeige-Unternehmen nutzen griffige Labels, wie der Blick auf die weiteren Teilnehmer des BGM-Praxisbocks zeigte: Die Neumüller Unternehmensgruppe wirbt mit „take care!“, das Pendant bei der Targobank heißt „Ça va?“ und IBM setzt auf den Slogan “Commit to Health”. „Bitte nicht langweilig, sondern mit Sex-Appeal“ solle die Ansprache ausfallen, empfahl zudem Dr. Anne-Katrin Krempien, leitende Ärztin der Telekom. 
 
Königsdisziplin Verhaltensprävention: Dicke Bretter bohren 
Einblick in das BGM einer öffentlichen Verwaltung gab Sabine Can von der Landeshauptstadt München: Ziel sei weniger die Senkung der Krankheitsquote, sondern vor allem der Erhalt der Arbeitsfähigkeit. „Bei uns liegt der Fokus auf den Arbeitsbedingungen“, erklärte die Gesundheitsmanagerin. Neben dieser Verhältnisprävention gebe es auch Ansätze in der Verhaltensprävention, aber hier Änderungen zu erzielen sei „ganz schwierig“. Als besonders resistent erwiesen sich die sogenannten Couch Potatoes. „Bitte sagen Sie mir, wie Sie die kriegen!“ 
 
Spielerisch zum Erfolg: Wer wird Schrittzähler-König? 
Einen Ansatz dafür präsentierte Nachrednerin Julia Fortenbacher von Netpioneer: Da die Mitarbeiter des Software-Anbieters spielerisch veranlagt seien, sprächen sie gut auf Wettbewerbe und Belohnungen an. Deshalb gebe es in ihrer Firma Aktivitäts-Battle, einen Schrittzähler-König und ein kleines Geschenk, wenn der Gesundheitspass mit Präventionsangeboten vollständig ausgeschöpft sei. Inzwischen spare ihr Unternehmen mehr als 50 Prozent der Kosten, die zuvor durch eine hohe Ausfallquote und Fluktuation hervorgerufen wurden, unterstrich sie die große Wirkung der 2012 gestarteten BGM-Maßnahmen. 

Großes Angebot – wenig Aufwand: Online-Gesundheitsplattformen 
Nicht 100 Prozent, aber deutlich mehr Mitarbeiter als im Durchschnitt würden durch die Online-Gesundheitsplattform machtfit abgeholt, erklärte Geschäftsführer Philippe Bopp. Auch regional eingesetzte Kräfte oder Schichtarbeiter ließen sich damit erreichen. „Der Aufwand auf Seiten der BGM-Manager ist minimal“, benannte Bopp einen weiteren Vorteil. Da die Mitarbeiter aus einer Vielfalt an registrierten Angeboten genau das wählen könnten, was ihren Bedürfnissen entspreche, müssten die Verantwortlichen in den Unternehmen weder zum Eventmanager mutieren noch ein Riesenbudget veranschlagen. Ein integrierter Kostenrechner zeige zudem an, wie sich die Verbesserung der Mitarbeitergesundheit finanziell rechne. 

Angebote müssen in den strammen Arbeitsalltag passen 
Ein Knackpunkt für die Beteiligung an Gesundheitsangeboten sei vor allem die Frage: Passt das in meinen Tagesablauf? Auch in Sachen Ernährung spiele das knappe Zeitfenster, das Beschäftigten in der Regel für ihre Mittagspause zur Verfügung steht, eine kritische Rolle, meinte Oliver Walle in der Podiumsdiskussion zum Thema „Deutsche lieben es ungesund - Ernährung im Betrieb“. Aus seiner Sicht sei der Umstieg auf gesündere Kost noch schwerer zu bewerkstelligen als mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu bringen, so der Dozent der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement. Auf einen deutlichen Unterschied bei den Geschlechtern verwies Diplom-Oecotrophologin Ursula Girreßer: „Frauen nehmen Prävention sehr gut an. Das Klientel Mann ist eher unwillig.“ Insbesondere in Behörden und Handwerksbetrieben kämpften Männer „um jedes Gramm Schnitzel“. Das Essverhalten sei sehr individuell, je nach Alter, Geschlecht und Branche gebe es starke Unterschiede, bestätigte ihre Berufskollegin Dr. Andrea Baxheinrich. 
 
Hygiene: Lücke im Betrieblichen Gesundheitsmanagement 
Zur gesunden Ernährung gehört auch das Händewaschen vor der Mahlzeit. Grundsätzlich werde die Hygiene in der langen Kette des Gesundheitsmanagements oft vergessen, bemängelten Nadine Woll und Uschi Ferry am Stand von Kimberly-Clark mit Lösungen für Handhygiene und Oberflächendesinfektion. „Bei Gesundheitsförderung denken alle sofort an Äpfel oder Bürostühle.“ Insbesondere Computerarbeitsplätze seien betroffen, da Schreibtische vom Reinigungspersonal nicht gesäubert würden. „Tastaturen sind ein Hotspot für Keime“, erklärte Woll. Während Desinfektionsmittel vormals die Haut angriffen, wirkten heutige Produkte reinigend und zugleich pflegend. „Händewaschen mit Seife ist viel aggressiver.“ Ein Problem sei, dass die Verunreinigung nicht wahrgenommen werde – erst ein Messgerät zeige das Ausmaß der Kontamination. Für einen bequemen Gebrauch am Arbeitsplatz bietet der Hersteller die Desinfektionsmittel in handlichen Größen. 

Innovative Trainingsgeräte: Muskellockerung in wenigen Minuten 
Um praktikabel für die Mitarbeiter zu sein, sollten Angebote im Fitness-Bereich „kurz und knackig“ ausfallen, erklärte Christian Bösing von medo.check, der in die Zwölf-Minuten-Workouts auf der Trainingsinsel einführte. Zur Nutzung der innovativen Trainingsgeräte müssten sich die Beschäftigen nicht einmal umziehen. Das wichtigste Element des Konzepts sei jedoch die persönliche Anleitung und Begleitung durch einen Personal Trainer. Viele Messebesucher nutzten das niederschwellige Angebot zur Lockerung der Muskulatur. Laut Bösing befindet sich Gesundheitsförderung insgesamt im Aufwind: „Der demografische Wandel inklusive Fachkräftemangel spielt für BGM.“

Lebensphasenorientierung: Vom nice to have zum must have 
„Wir sehen den Wandel als Chance, nicht als Bedrohung“, betonte Rudolf Kast in seinem Keynote-Vortrag zum 2. Demografietag. Der Vorstandsvorsitzende des ddn – Das Demographie-Netzwerk plädierte für eine stärkere Lebensphasenorientierung im Personalmanagement. Die Beschäftigten wünschten sich flexible Arbeitszeitmodelle, um zum Beispiel längere Auszeiten für eine Weltreise, die Kindererziehung oder die Pflege der Eltern in Anspruch nehmen zu können. „Arbeitszeit und Entgelt müssen stärker individuell als kollektiv gesteuert werden“, folgerte Kast - etwa durch Zeitwertkonten und Sabbatical-Programme. Ein Vorreiter in dieser Hinsicht sei die Firma Trumpf, bei der bis zu zwei Jahre Auszeit finanzierbar seien. „Das ist sicherlich gewaltig und noch nicht üblich in der Industrie“, konstatierte Kast. Er prophezeie jedoch, dass mit der Zeit alle Firmen auf diesen Trend aufsprängen. Nicht zuletzt habe Trumpf durch die öffentlichkeitswirksame Einführung der Lebensphasenorientierung viele Bewerber gewonnen. 
 
BGM von morgen: Das Thema gewinnt an Bedeutung 
Eine Art Zusammenfassung der wichtigsten Themenstränge leistete Prof. Dr. Anabel Ternès von der SRH Hochschule Berlin: In ihrem Keynote-Vortrag vermittelte sie einen kompakten Einblick in die aktuellen BGM-Trends Messbarkeit, organisatorische Verankerung, inhaltliche Relevanz, Lebenszyklusorientierung und Gesundheitskommunikation. Am besten funktionierten Anreize über „das wirkt sofort“ oder Bonussysteme nach dem Motto „dafür bekomme ich etwas“,  erklärte die Expertin. Digitales BGM mache an dieser Stelle vieles leichter.  
 
Nächster Termin am 10. und 11. Mai 2016 
Auch die Entwicklung der Messe selbst belegt den zunehmenden Stellenwert von BGM: „Die Corporate Health Corporation wächst”, erklärte Ralf Hocke, Geschäftsführer des Messeveranstalters spring Messe Management, in der gemeinsamen Pressekonferenz der PERSONAL2015 Süd und Corporate Health Convention. Das inhaltlich verwandte und deshalb eng miteinander verzahnte Messe-Duo zog insgesamt mehr als 7.000 Besucher in seinen Bann. „Ohne den Bahnstreik am zweiten Messetag wäre die Resonanz wohl noch stärker ausgefallen“, ist Projektleiterin Alexandra Ochs überzeugt. Nächster Termin für das bewährte Duo ist am 10. und 11. Mai 2016. 
 
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