Überlebt die moderne Elektronik einer Jialing JH600 24 Volt?!
Komische Frage? Ja, eigentlich schon. Auch wenn man lieber die Wartung seines Moppeds beim Dealer machen lässt, die meisten Motorradfahrer wissen doch dass ihre Bordelektronik mit einer 12 Volt Batterie ausgestattet ist. Oldtimer tun's mit 6 Volt, aber dort ist das einzige Elektronikbauteil einen kleinen Kondensator in der Zündung.
Nicht so bei einer Jialing JH600 Solo. Die ist vollgepackt mit moderner Elektronik. Motormanagement-Rechner von Bosch mitsamt Einspritzanlage, aber auch die Lampensteuerung ist z.B. voll elektronisch. Oder die klug gebaute Diebstahlsicherung auf Basis eines RFID-Chips im Kontaktschlüssel.
Vor Jahren wurde eine Jialing JH600 Solo grau importiert in Die Niederlande. Diese Maschine stammt aus 2008, lange bevor wir gestartet sind mit der Jialing Import. Dieses Motorrad wurde damals abgestellt in einer LKW-Werkstatt. Jemand der es gut meinte, hatte sich entschlossen die Batterie der JH600 mal wieder aufzuladen. Also, der nächst verfügbaren Lader genommen, angeschlossen und mal kurz die Zündung eingeschaltet. Man wollte doch schliesslich wissen ob alles wieder funktionierte.
Stattdessen: einen lauten Knall, Lichtblitze und eine unheimische Stille folgte. LKW verwenden 24 Volt Bordsysteme, also der Lader auf der Werkbank war eine.....
Das schien das Ende dieser JH600, mit nur 155 Km auf die Uhr.
Die Jahre vergehen und in Oktober 2014 meldet sich jemand bei uns. Wir machen doch etwas mit Jialing, oder? Er hat eine Jialing JH600 mit 155 Km auf die Uhr gekauft, für relativ wenig Geld. Aber, damit war etwas schreckliches passiert. Siehe die schon erzählte Geschichte. Und ob wir das vielleicht reparieren könnten?
Diese Art von Totalschaden nimmt einen üblichen Händler einfach nicht mehr an. Es kostet Unmengen an Zeit und Diagnosearbeit. Für das Geld kauft man besser sofort eine Neue. Aber, bei uns laufen die Hasen doch anders. Schade und absolut nicht Umweltfreundlich das Motorrad schon zu verschrotten.
Also, wir haben mit dem Kunden einen "No cure - still Pay" Vertrag gemacht mit einer Obergrenze. Jeder Arbeitsschritt wird vom Kunde abgesegnet. Auf die Art läuft man nicht in die Kosten- und Zeitfalle. Nachdem Peter van Deurloo seine Maschine bei uns abgeliefert hatte, wurden zuerst mal die üblichen Demontagen der Verkleidungsteilen gemacht. Und dann startete die Diagnose. Schritt vor Schritt wurde jeder Sensor, jeder Aktuator und jedes Elektronikbauteil überprüft. Die Werkstattanleitung ist zum Glück gut ausgestattet mit Test- und Messwerten sämtlicher Elektronikbauteilen und Mechatronik.
Was zeigte sich? Je mehr getestet wurde, je klarer es wurde dass vieles den 24 Volt Shock überlebt hatte. Sicher: Zündspule explodiert, Batterie ins Nirwana, der Diebstahlcontroller war defekt und alle Birnen waren kaputt. Aber, weitere und (sehr) teure Komponenten hatten überlebt, oder zumindest erscheinte das so. Der Zentralrechner, die Displayeinheit mit den Zählern, die Sensoren und Aktuatoren. Das erschien alles OK!
Zum Glück fahren wir selbst eine Jialing JH600 Solo und konnten die nicht im Lager vorhandenen aber defekten Teilen dann doch ausleihen. Nachdem die RFID-chips umgetausch wurden....., lief die "24 Volt" JH600 wieder sofort!
Nachdem die fehlenden Teilen bei Jialing bestellt worden sind und eingetroffen waren, wurde alles sauber montiert, der Kabelbaum wieder verlegt und war die Reparatur gut im Rahmen des Budgets erfolgreich abgeschlossen. Diese JH600 Solo kann noch sehr alt werden. Vorausgesetzt, man parkt sie nicht mehr in einer LKW-Werkstatt.....