Flash News Nr. 4/2017 | 25. Januar

 
 
Internationaler Hautschutztag
 
Betrieblicher Hautschutz: Verhalten ändern – aber wie?
 
Wer sich mit der Etablierung von gesundheitlichen Schutz- und Prophylaxe-Maßnahmen in Betrieben beschäftigt, stellt immer wieder fest, dass Aufklärung allein nicht ausreicht. Zu wissen, dass eine bestimmte Maßnahme schützt, und diese tatsächlich auch zu ergreifen, sind zwei verschiedene Dinge. Damit der Mensch wirklich aktiv wird und sein Verhalten ändert, muss mehr passieren. Genau hier liegt eine der großen Herausforderungen für den betrieblichen Hautschutz. Anregungen und Lösungsansätze erhofft man sich nicht zuletzt aus der Sportpsychologie. Zum Beispiel von Professor Dr. Jens Kleinert vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln: Er hat zahlreichen Sportlern durch manches „Motivationsloch“ geholfen...
 
Jeder weiß, dass die zwei, drei Etagen Treppensteigen zur eigenen Wohnung Kreislauf und Muskulatur stärken und dem Körper gut tun, aber der Aufzug ist meist doch zu verlockend. Ein gutes Beispiel dafür, dass das Wissen über einen positiven (oder negativen) Effekt noch keine zwingende Motivation für eine entsprechende Handlungsänderung darstellt. Um wirklich zu überzeugen bedarf es weiterer Argumente.
 
Der Unlust ein Schnippchen schlagen
Hilfreich ist es etwa, wenn die zu verankernde Maßnahme als angenehm empfunden wird. Dinge, die Freude bereiten, Wohlgefühl bescheren, gut schmecken oder riechen, finden eher Zuspruch als solche, die mit Anstrengung verbunden, mit negativen Gefühlen belegt sind oder gar offene Ablehnung hervorrufen. Ein weiterer Faktor ist die Identifikation: Eine Handlung muss vom Einzelnen als für ihn passend empfunden werden, damit er sie annimmt. „Ältere Männer lehnen die Empfehlung, zur Stärkung ihres Herz-Lungen-Kreislaufs Nordic Walking zu betreiben, oft ab, weil sie die Sportart als unpassend empfinden“, so Professor Kleinert. Ein Problem, das auch in vielen Industriebetrieben bekannt sein dürfte, wenn es darum geht, Handwerker zur Verwendung einer bestimmten Schutzcreme zu bringen. Als letztes spielt ein Faktor eine Rolle, der in der Psychologie als „Selbstwirksamkeit“ bezeichnet wird: Der Betroffene muss die Möglichkeit haben, eine Maßnahme auch gegen widrige Umstände durchzusetzen. Hier erweist sich eine soziale Komponente als hilfreich: Die Beteiligung von Freunden, Kollegen oder anderen Gesinnungsgenossen hilft dabei, Unlust zu überwinden. Auch eine Ritualisierung, etwa die regelmäßige Anwendung zu festen Zeiten, kann helfen, wenn der „Geist willig, aber das Fleisch schwach“ ist.
 
Andere Strategien erweisen sich hingegen als weniger erfolgversprechend: So wird die Wirksamkeit von Schock- oder Ekeleffekten, wie sie das Gesundheitsministerium derzeit mit der entsprechenden Bedruckung von Zigarettenschachteln erzielen möchte, umstritten. Auch Vorbilder bieten nicht unbedingt ausreichend Motivation, können, je nachdem, wie der einzelne zu ihnen steht, im schlimmsten Fall sogar den gegenteiligen Effekt, nämlich Ablehnung, hervorrufen. Wohl aber sind gezielte Aktionen, die im Unternehmen entsprechend beworben werden, eine Möglichkeit, punktuelle Aufmerksamkeit zu erzielen und dafür zu sorgen, dass das Thema „Hautschutz“ nicht in Vergessenheit gerät.
 
Herausforderungen für Industrie und Arbeitgeber
Für Betriebe, die Hautschutzmaßnahmen implementieren wollen, ergeben sich aus diesen Erkenntnissen verschiedene Ansätze. Es müssen Lösungen gefunden werden, die die Angestellten nicht bloß hin-, sondern wirklich annehmen. Diese Lösungen dürfen keine größeren Anstrengungen verursachen, sollten einfach in den Arbeitsalltag zu integrieren sein, als angenehm empfunden werden und zu ihren Anwendern passen. Sollen sie zur Verwendung eines bestimmten Hautpflegeprodukts gebracht werden, gilt es, vorab die Frage zu beantworten, wo dieses am sinnvollsten zur Anwendung kommt und wie es möglichst leicht zu nutzen ist. Aber auch periphäre Aspekte wie Produktname, Verpackung, Aussehen, Haptik und Duft sind wichtig, beeinflussen sie doch die Identifikation in entscheidendem Maße. So wird eine duftende, rosafarbene Creme von Männern wahrscheinlich eher abgelehnt, weil sie sich nicht mit ihr identifizieren, auch wenn sie noch so wirkungsvoll ist. Hier sind Hersteller gefragt, Wege zu finden, ihrem Produkt eine äußere Form zu geben, die es für die anvisierte Zielgruppe attraktiv macht. Der Idealzustand wäre die Etablierung einer entsprechenden Unternehmenskultur, d. h. eines Arbeitsalltags, in den Hautschutzmaßnahmen fest integriert sind und von der gesamten Belegschaft mit Überzeugung getragen werden. Vor allem junge Mitarbeiter, die in einer solchen Kultur „aufwachsen“, verinnerlichen ihre Regeln besser und tragen umgekehrt selbst dazu bei, sie im Alltag durchzusetzen. Bis zur Etablierung einer solchen Kultur sind jedoch einige Hindernisse zu überwinden und ist viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
 
Wer Anregungen benötigt, wie er Hautschutzmaßnahmen im Betrieb erfolgreich umsetzt, erhält beim Internationalen Hautschutztag am 10. und 11. Mai in Neuss wertvolle Praxistipps. Prof. Dr. Jens Kleinert wird als Gastredner anwesend sein und von Erfahrungen zum Thema „Verhaltensänderung“ aus dem Bereich der Sportpsychologie berichten – ganz im Sinne der interdisziplinären Philosophie der Veranstaltung. Im Anschluss bietet sich für die Teilnehmer die Gelegenheit Fragen zu stellen und über mögliche Anknüpfungspunkte für den betrieblichen Hautschutz zu diskutieren. Bei Sicherheitsingenieuren, Betriebsärzten, Dermatologen und Arbeitsmedizinern sowie Vertretern von Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und Verbänden genießt der zuvor als Krefelder Hautschutztag etablierte Kongress gerade aufgrund seines breiten Teilnehmerfelds einen ausgezeichneten Ruf. Unter der Adresse www.internationaler-hautschutztag.de kann man das Programm einsehen und sich anmelden.
 
Über den Internationalen Hautschutztag
Der Krefelder Hautschutztag hat sich in den letzten 25 Jahren in Deutschland zu einer Institution im Bereich des betrieblichen Hautschutzes entwickelt. In Zukunft wird sich der Kongress stärker als bisher auch internationalen Referenten und Teilnehmern öffnen. Der Internationale Hautschutztag wird von dem Hautschutzspezialisten Deb ausgerichtet und bietet eine unabhängige Plattform zum Austausch für Teilnehmer aus Wissenschaft, Dermatologie und Arbeitssicherheit.
 
Professor Dr. Jens Kleinert vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln.
(Foto: Kenny Beele)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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