Flash News Nr. 85 | 27. September 2019

 
 
CMS World Summit 2019 zu den Chancen der Zukunftstechnologien
 
„Die Digitalisierung ist ein Werkzeug,
nicht die Lösung!“
 
Der CMS World Summit stand unter dem Titel „Inject Innovation“ und beleuchtete zukünftige Technologien und Geschäftsmöglichkeiten in der Reinigungsbranche. Im Lauf der Reden kristallisierte sich heraus, dass die Aufgabe, die Menschen in der Branche beim technologischen Wandel mitzunehmen, fast genau so groß ist wie die des Wandels selbst. Auch die noch lange nicht perfekten Vernetzungs- und Standardisierungsstrukturen sowie der Datenschutz spielten eine wichtige Rolle.
 
 
 
 
 
„Die Digitalisierung ist ein Werkzeug, nicht die Lösung!“ Mit diesem Satz charakterisierte der ehemalige Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, den roten Faden des diesjährigen CMS World Summits. Tatsächlich waren sich alle Referenten und Diskutanten einig, dass es bei der Einführung neuer Technologien bis hin zur Künstlichen Intelligenz nicht darum gehen kann, den Menschen zu ersetzen - schon gar nicht angesichts der demographischen Entwicklung. Vielmehr müssen die Manager nach wie vor Ziele vorgeben und die Mitarbeiter im operativen Bereich befähigt werden, das Internet der Dinge und die Roboter zu überwachen.
 
Peter Schaar auf dem CMS World Summit in Berlin. Foto: Messe Berlin
 
Hinter und vor den Entwicklern liegen große Herausforderungen, zum Beispiel bei der Gestaltung von Schnittstellen zwischen den verschiedenen Umgebungen, in denen künftig autonome Reinigung stattfinden soll. Christoph Berlin, Programm-Manager und Chef der Fertigung im Azure-IoT-Engineering-Bereich von Microsoft, erläuterte, wie die Schaffung von „Digital Twins“ der physischen Welt, in der das Business stattfinden soll, beim Erkennen und Überwinden von Schnittstellen-Problemen helfen kann. Ähnlich wird derzeit bereits die Digitalisierung im Bauwesen mit „Building Information Modeling“ (BIM) umgesetzt.
 
„Die physische Realität respektieren“
 
„Nur der Mensch überblickt den Kontext“, sagte Berlin. Die Daten müssten in Referenz zueinander gesetzt werden. Übertragen auf die Reinigungsbranche bedeute das, einen digitalen Zwilling der zu reinigenden Gebäude und der anderen Umgebungsdaten zu schaffen, damit die Hindernisse, die auf autonom arbeitende Maschinen und Prozesse zukämen, besser analysiert werden könnten. „Am Ende muss man die physische Realität doch respektieren.“ Wer sich wirklich dahinterklemmt, kann aber auch die Realität den digitalen Erfordernissen anpassen.
 
Das bewies Frank Schröder, Leiter Facility Management bei Phoenix Contact Electronics GmbH, am Beispiel der Produktions- und Verwaltungsgebäude seines Unternehmens in Ostwestfalen. Von der Belegung der Sofa-Ecke im Konferenz-Bereich über die Kaffeemaschine bis zur Pumpe der Klimaanlage kann er die Funktionsfähigkeit überwachen, den voraussichtlich nächsten Wartungstermin melden lassen und den Energieverbrauch kontrollieren. Bei Phoenix Contact fährt die Bodenreinigungsmaschine autonom Fahrstuhl zum nächsten „Arbeitsplatz“. Der Betriebsrat der Firma habe keine Einwände, sagte er.
 
Fähigkeiten der Mitarbeiter nicht unterschätzen
 
„Reinigung ist ein Prozess“, sagte Kärcher-Vizechef Markus Asch in seiner Eigenschaft als Präsident von EUnited, dem europäischen Verband der Hersteller von Reinigungsmaschinen. Er rückte auch den ökonomischen Aspekt in den Vordergrund: „Nichts ist nachhaltig, wenn es nicht auch wirtschaftlich ist.“ Zugleich mahnte er: „Unterschätzen Sie nicht die Fähigkeiten der Mitarbeiter.“
 
Allein die Klage über den hohen Anteil der Personalkosten bringe niemanden weiter. Vielmehr gelte es, die Mitarbeiter für die digitale Transformation zu begeistern, schlug Axel Korge vor, der beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation für Arbeit der Zukunft im Bereich Vernetzte Produktionssysteme zuständig ist. Diese Aufgabe „wird an Ihnen hängenbleiben“, sagte er zum Publikum. Im Übrigen gelte es, sich von der Illusion zu verabschieden, dass die steigende Rechnerleistung automatisch einen signifikanten Anstieg der Produktivität zur Folge habe. Alle Statistiken belegten, dass letztere nur marginal höher geworden, die Computerleistung aber exponentiell gewachsen sei.
 
Hohe Diversität als Vorteil
 
Wie ein weißer Elefant stand die Frage im Raum, ob das Personal die Transformation von seinen Bildungs- oder kulturellen Voraussetzungen her mitmachen wolle oder könne. Zwar müsse das Fitmachen schon in der Schule beginnen, aber im Prinzip seien die Schüler positiv konditioniert für die Teilhabe am digitalen Wandel. Oliver Tian, ehemaliger Präsident der Singapore Industrial Automation Association, griff die Problematik indirekt auf, indem er darauf hinwies, dass fast alle Unternehmen eine hohe Diversität präge. Das sei ein Vorteil. Es gelte, die gemeinsamen Werte und Ziele herauszuarbeiten und damit anzufangen.
 
Einen weiteren Vorteil der Reinigungsbranche gegenüber der Industrie bei der bevorstehenden Transformation von der auf Besitz basierenden Wirtschaft zur Sharing Economy nannte Peter Hug, Geschäftsführer von EUnited Cleaning: „Wir wissen schon, wie Dienstleistungen monetarisiert werden können.“ Fast alle Redner hoben darauf ab, dass eine gelebte Teilhabe am digitalen Wandel auch Spaß mache. Jeder könne heutzutage ein Smartphone bedienen; nun gelte es, unterschiedliche Levels von Verantwortung zu übernehmen. Es komme halt auch darauf an, den Menschen klar zu machen, dass digitale Medien sie den Lösungen näherbrächten, anstatt die Furcht vor dem Überflüssigwerden zu schüren, sagte Tian.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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