„Eigentlich wollte ich Ingenieur werden“, berichtet Hammel. Doch der Zweite Weltkrieg habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dreieinhalb Jahre sei er in Ägypten in Kriegsgefangenschaft gewesen. „Danach war auch der Wunsch da, etwas Eigenes aufzubauen“, sagt er rückblickend. So habe er dann zusammen mit seiner Ehefrau Else den Grundstein für das Unternehmen Harema gelegt.
Walter Hammel
Inzwischen ist das Unternehmen, das effiziente Reinigungssysteme vertreibt, bereits seit 66 Jahren am Markt. Dabei waren die Anfänge für die beiden Partner beschwerlich. „Bei den Schwämmen handelte es sich ja um Naturprodukte, die gereinigt beziehungsweise bearbeitet werden mussten“, berichtet Hammel. Schließlich seien die Schwämme ja einfach nur vom Meeresboden abgetrennt worden.
So beschwerlich die Bearbeitung der Schwämme vor dem Verkauf auch war, so leicht war deren Verkauf. So gab es nämlich noch Kundenlisten aus der Geschäftstätigkeit von Hammels Großvater. Druckereien, Gerber, die Autobranche und Schulen waren die Abnehmer. Anfangs waren Hammel und sein Partner noch mit dem Zug unterwegs zu ihren Kunden, später mit einem Moped nebst Anhänger. „Vor allem die Gerbereien der Region hatten großen Bedarf an Schwämmen“, erinnert sich der gebürtige Rodgauer. Damals habe es noch keine Spritzmaschinen gegeben und es sei mit Schwämmen gefärbt worden. Ab Januar 1962 gehen Bischof und Hammel getrennte Wege. Bischof entscheidet sich für das Geschäftsfeld Schulbedarf und Hammel für die Gebäudereinigung. Dabei spezialisiert sich Hammel auf die Bedürfnisse der Glasreiniger, den Vorläufern der Gebäudereiniger. Mitte der 60er Jahre lernt er den US-Amerikaner Henry Unger kennen, der auf einer Messe in Bad Godesberg eine Stange für die Glasreinigung vorstellt. Nach anfänglichen Bedenken lässt sich Hammel von der Idee überzeugen und beide gehen gemeinsam auf Reisen, um ihre Produkte anzubieten.
Aus dem Einzelunternehmen Walter Hammel wird Mitte der 70er Jahre der Hammel Reinigungsmarkt, gute zehn Jahre später die Harema GmbH. Das Privatleben von Hammel bleibt in diesen „glanzvollen Jahren“ nahezu auf der Strecke. Seine Frau Else arbeitet im Unternehmen mit, die drei Kinder sehen ihren Vater selten. „Urlaub gab es nicht. Wenn Ferien waren, hatten die Gebäudereiniger Hochkonjunktur und da musste ich da sein“, sagt er. „Heute würde ich einiges anders machen“, stellt er fest.
Im November 1986 stirbt Hammels Frau. „Das war ein harter Schlag“, betont er. „Irgendwie muss ich aber heute feststellen, dass ich durch die Rückschläge in meinen Leben nie die Motivation verloren habe“, sagt er. Im Gegenteil: eigentlich sei er dadurch sogar noch ein wenig stärker geworden.
1991 – kurz nach dem Mauerfall – gründet Hammel in Lichtenstein bei Zwickau eine neue Niederlassung. Ein Jahr später übergibt er die Geschäftsführung an seinen Sohn Stefan. Heute ist Hammel nur noch selten im Büro. Er hat wieder geheiratet und genießt das Leben nun mit Ehefrau Margot. „Mittlerweile bin ich viel gereist, nicht nur innerhalb Deutschlands und Europas, sondern auch zu anderen Kontinenten“, stellt er fest.
„Auch gegenüber dem digitalen Zeitalter bin ich offen eingestellt“, betont er. „Meine Reisen buche ich natürlich übers Internet“, so Hammel schmunzelnd.
Ein kurzes Video (LINK - oder Klick ins Bild) zeigt Walter Hammel, wie er auf der Feier seines 90. Geburtstags den Taktstock schwingt.
